Hoffnungsbaum – Schortbrief 8 im Schuljahr 2024/25
Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen.
Dass dieser Ausspruch von Martin Luther stammt (- ihr wisst schon: von dem, der ganz in Blau in unserer Mensa steht 😉 -) ist eine Legende.
Einen wahren Kern hat dieser Satz für mich trotzdem – gerade am Ende einer Woche, wie der, die hinter uns liegt, und am Tag vor dem 9. November.
Am 9. November 1938 kam es in Berlin zu gewaltsamen Übergriffen gegenüber Menschen jüdischen Glaubens. Geschäfte, Wohnhäuser und Synagogen (jüdische Gotteshäuser) wurden zerstört. Jüdinnen und Juden wurden verletzt, verhaftet, getötet. Zu wenige nichtjüdische Menschen waren mutig und stellten sich dem Hass entgegen. Zu viele sahen weg oder machten mit.
So etwas wie der 9. November 1938 soll nie wieder geschehen. Aber auch heute gibt es zu viel Hass und Gewalt. Und auch heute sehen zu viele weg und bleiben gleichgültig.
Eine, die nicht wegsieht, sondern von dem erzählt, was geschehen ist, ist Margot Friedländer. Sie hat die schlimme Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft überlebt und ist heute 103 Jahre alt. Warum sie vor allem vor jungen Menschen immer wieder von dem Geschehen spricht? Weil es ihr wichtig ist, zu zeigen, was Hass anrichten kann. Und weil sie erlebt hat: Es kommt darauf an, nicht wegzusehen, wo Hass herrscht, sondern für die Menschlichkeit einzustehen, die uns alle verbindet.
Wenn in der großen oder auch unserer kleinen Welt Dinge geschehen, die beängstigen, wenn ich das Gefühl habe: jetzt ist alles vorbei, da kann ich eh nichts machen, die Mächtigen tun sowieso, was sie wollen, dann ist der Satz vom Apfelbäumchen für mich ein kleiner Hoffnungsschimmer. Gegen Hass einzustehen, nicht wegzusehen, nicht gleichgültig zu sein, ist so etwas, wie ein Apfelbäumchen zu pflanzen. Was du tust, ändert vielleicht nicht gleich die Welt, aber es säht Hoffnung, die wachsen und Früchte tragen kann.
Als PDF-Datei gibt es den kompletten Schortbrief hier: https://www.ev-schule-charlottenburg.de/wp-content/uploads/sites/5/2024/11/SJ-24-25-ESC-SCHORTBRIEF_08-1.pdf.