Gedanken zum 7. Oktober

Quelle: The West-Eastern Divan Orchestra: Inside Stories – MOUNT DELA magazine

Heute vor einem Jahr wurde Israel überfallen. Mehr als 1.200 Menschen, junge, alte, Kinder und Erwachsene, wurde von Terroristen ermordet. Mehr als 250 Menschen wurden in den Gaza-Streifen verschleppt. Zu wenige wurden später freigelassen; zu viele wurden ermordet oder kamen bei Luftangriffen der israelischen Armee zu Tode; mehr als 100 sind noch in der Gewalt der Kidnapper.

Der terroristische Angriff der Hamas brachte Leid und Zerstörung nach Israel, er brachte aber auch Leid und Zerstörung über die Menschen im Gaza-Streifen und nun auch im Libanon. Über 40.000 Menschen kamen seither ums Leben, vor allem auf palästinensischer Seite. Viele davon waren Zivilisten, Kinder, Frauen, Alte. Mehr als 90% der Bevölkerung haben kein zu Hause mehr. Es fehlt an Wasser, Essen und medizinischer Versorgung.

Die Spirale der Gewalt dreht sich immer weiter. Niemand scheint bereit oder in der Lage zu sein, sie aufzuhalten. Aber sind Israelis, Palästinenser, Libanesen, Iraner, sind Juden, Schiiten und Sunniten auf Ewig zum Hass und dazu verdammt, einander zu vernichten? Wir oder sie? Auge um Auge, Zahn um Zahn?

Nein. Sind sie nicht. Es gibt andere Wirklichkeiten. Zum Beispiel das Israelisch-Arabische Orchester „The West-Eastern Divan Orchestra„. Hier musizieren Menschen miteinander, deren Wurzeln dort liegen, wo Tod und Verzweiflung vorherrschen. Gegründet wurde das Orchester vom jüdischen Dirigenten David Barenboim und dem muslimischen Literaturwissenschaftler und Journalisten Edward D. Said (The Founders – West-Eastern Divan Orchestra (west-eastern-divan.org)

Heute, am ersten Jahrestag des unfassbaren Massakers in Israel und nach 365 Tagen des darauffolgenden massenhaften und ebenso unfassbaren Sterbens in Gaza und andernorts, gibt dieses Beispiel Hoffnung. Hoffnung darauf, dass die Gewalt und der Hass nicht das letzte Wort haben, so wie es auch der deutsch-jüdische Dichter Jehuda Amichai ausdrückt:

Der Ort an dem wir recht haben – von Jehuda Amichai, einem israelischen Dichter

An dem Ort, an dem wir recht haben,
werden niemals Blumen wachsen
im Frühjahr.

Der Ort, an dem wir recht haben,
ist zertrampelt und hart
wie ein Hof.

Zweifel und Liebe aber
lockern die Welt auf
wie ein Maulwurf, wie ein Pflug.
Und ein Flüstern wird hörbar
an dem Ort, wo das Haus stand,
Das zerstört wurde.

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