Eine Frage der Kultur – Schortbrief 29 im Schuljahr 2024/25

„Warum hängen vor vielen Kirchen eigentlich LSBTIQ-Fahnen?“ – Das war eine der Fragen, die eine der 9. Klassen für den Bischof, also den Chef unserer Landeskirche, aufgeschrieben hatte. Am vergangenen Dienstag (13.05.25) war unser „Kirchenchef“, Bischof Christian Stäblein, zu Gast in unserer Kirche Alt-Lietzow.
Eingeladen hatten wir ihn, um über Vielfalt und Miteinander ins Gespräch zu kommen. Was braucht eine Evangelische Schule, in Zeiten, in denen Empörung hochkocht? Was braucht sie, wenn Vielfalt herausfordert? Was brauchen wir, wenn es den einen nicht bunt genug sein kann und den anderen zu bunt wird? Das waren die Fragen, über die Bischof Stäblein in der Vorbereitung auf seinen Besuch bei uns nachgedacht hatte. Fünf Farben einer stärkenden Schulkultur gab er uns als Gedanken mit:
1. Kultur der Achtsamkeit: Jede Person hat Würde und verdient Achtung, auch dann, wenn ihr Handeln in Wort und Tat Widerspruch herausfordert und verdient.
2. Kultur der anderen Dimension: Es gibt etwas, das größer ist, als wir. Wir verdanken uns nicht uns selbst. Wir sind angenommen und dürfen annehmen – uns selbst, unser Leben, unsere Grenzen.
3. Kultur der Offenheit, der Vielfalt, der Geschwisterlichkeit: Lebendigkeit wächst, wo wir die Neugier auf andere Perspektive bewahren im Bewusstsein, dass wir alle gleiche Würde haben.
4. Kultur der Gelassenheit: In dem, was uns bewegt, beflügelt, herausfordert, sind wir nicht allein. Es gab die vor uns und es wird die nach uns geben
5. Kultur des Eintretens für Gemeinschaft: Wir sind gemeinsam unterwegs. Nicht im Gleichschritt, aber verbunden auf dem Weg.
Fünf Bausteine einer Kultur, einer Haltung, die immer wieder durchbuchstabiert werden kann und muss. Konkret wird sie im (Schul-)Alltag da, wo wir Streit aushalten und überwinden; da, wo wir nachfragen, statt zu behaupten; da, wo wir zu- und hinhören, statt immer schon zu „wissen“, was mein Gegenüber denkt oder sagt. Der vergangene Dienstag war ein Beispiel dafür, wie das gelingen kann: im Dialog sein, statt im wortreichen Schlagabtausch. Danke an Bischof Stäblein und alle, die mitgewirkt haben: als Interviewerin, als Musiker:inen, als Dialogpartner:innen im Austausch.
Hier gibt es den Schortbrief als PDF-Datei: https://www.ev-schule-charlottenburg.de/wp-content/uploads/sites/5/2025/05/SJ-24-25-ESC-SCHORTBRIEF_29-2.pdf.